Uni in die Stadt

Siegen, den 20. März 2021

 

Sechs Wirtschafts- und Gewerkschaftsführer wenden sich via Siegener Zeitung ans Volk: Der Umzug von Teilen der Universität in die Innenstadt Siegens sei eine Riesenchance, eine Frischzellenkur, ein Arbeitplatz-magnet, Investitionsmotor und auch noch Garant für den Aufschwung des Einzelhandels. Wunderbare Aussichten! Wirklich?

 

Es gibt Planungen für derart große Neubauten in Siegens City, die be-zweifeln lassen, daß der Raumbedarf der Uni angemessen ermittelt wurde. Zudem ist die Höhe der geplanten Bauten nicht kompatibel mit der gewachsenen Stadt-Struktur. Die Uni muß sich den Gegebenheiten in der Innenstadt anpassen, nicht die Stadt vorgeblichen Bedürfnissen der Universität. Also muß der Bedarf seriös ermittelt und dann die Bauplanung angepaßt werden. Die Uni muß sich in die Stadt einfügen, darf sie aber nicht dominieren. Siegen ist viel mehr als nur Universität! Investitionen und Arbeitsplätze wird es sicherlich geben, aber nur kurzzeitig, nicht nachhaltig. Nachhaltig werden nur die Folgekosten für den Steuerzahler sein. 

 

Mit der Uni kommen Studenten in großer Zahl in die Innenstadt. Das heißt aber keinesfalls, daß es eine Frischzellkur für die Bevölkerungsstruktur und den Einzelhandel geben wird. Im Gegenteil: Studenten haben grund-sätzlich wenig Geld und werden in der vorlesungsfreien Zeit kaum in Siegen aufhalten. Die Vorstellung, daß Studenten einen allgemeinen, an-dauernden Wirtschaftsaufschwung bewirken könnten, ist völlig abwegig!

 

Allerdings bedeuten zusätzliche Menschenmassen in der City mehr Ver-kehr. Wo ist der Plan von Stadt und Uni, wie die Mobilität mit Schwer-punkt „Öffentlicher Personennahverkehr“ auszusehen hat? Wenn hier nicht wirksame Maßnahmen im Sinne einer Verkehrswende ergriffen werden, sind große Probleme programmiert.

 

Anstatt voreilig Loblieder auf angebliche Riesenchancen durch den Uni-Umzug  zu singen, muß dringend solide und stadtverträglich geplant, die Folgen wie der Verkehr berücksichtigt und auch Nachteile angesprochen werden. Das ist kein „Zerreden“, sondern normal und notwendig in einer Demokratie. Die Bürger Siegens haben ein Recht darauf. „Uni in die Stadt“ ist gut und richtig, aber bitte alles mit Maß und Ziel.

 

Bleibt noch die Frage, was hinter dem Zeitungsbeitrag der sechs Jubel-Influencer steht? Will man den Geldgebern in Düsseldorf positive Stim-mung in Siegen signalisieren? Wittert das allseits bekannte Großbauwesen in Siegen fette Beute?

               Der Herrengarten in Siegen

21. September 2016

Fördermittel in Höhe von 3,8 Millionen Euro stehen nun für den Abriss der Gebäude am Herrengarten zur Verfügung. Nach der Entfernung der Bauten wird dann dort, wie vom Aktionsbündnis Herrengarten gefordert, eine Grünanlage entstehen.

Ein neues Buch zur Geschichte des Herrengartens in Siegen sei hier empfohlen:

Christian Brachthäuser

Vergangene Fürstenpracht

(ISBN 978-3-96182-106-8) 

Universi-Verlag Siegen, 2021

Erhältlich beim Verlag oder im Buchhandel zum Preis von 21,00 Euro

        Bundesverkehrswegeplan Strassen

NRW hat eine Liste von Strassenbauprojekten erstellt. Enthalten ist eine Kette von neuen Ortsumgehungen von Kreuztal bis Erndtebrück:

B 62 / B 508 Buschhütten (B 54) – Erndtebrück (B 480)

Die Trasse wird weitgehend auf der Bestandsstrecke geplant. Mögliche erforder-liche Ortsumgehungen wie die Ortsumgehungen OU Hilchenbach und OU Kreuztal sind möglichst ortsnah zu planen. Die FELS-Trasse wird nicht weiter verfolgt.

16. November 2016

Die sogenannte "Route 57" ist jetzt nachträglich in den "vordringlichen Bedarf" des Bundesverkehrswegeplans aufgenommen worden. Dazu ein Kommentar:

 

Es gibt ja immer Unentwegte, die sich noch für Belange einsetzen, auch wenn diese längst von der Zeit überholt sind. Mit anderen Worten: Diese Zeitgenossen

reiten ein totes Pferd. So die Befürworter einer Fernstrasse nach Wittgenstein. Vertreter der (noch) großen Parteien haben in Berlin ausgekungelt, daß die Fernstrasse von Kreuztal nach Erndtebrück doch noch in den vordringlichen Be-darf des Bundesverkehrswegeplans aufgenommen wurde. Die alten Reflexe, der Ruf nach Strassenbau ohne Ende, funktioniert im Siegerland noch tadellos.

 

Entgegen der Erkenntnis, daß solche Strasse, ob sie nun A4, FELS oder Route57 genannt wird, die Natur zerstört und den Lebensraum des Menschen massiv beeinträchtigt, wird ein Wunsch der Industrie in Wittgenstein der Realisierung nähergebracht.

 

Dabei gibt es dort kaum Industrie und die kann ihre Produkte mit der Bahn ab-fahren. Die Zukunft der Region liegt gewiß nicht in einer Industrialisierung, sondern im Fremdenverkehr und einer unzerstörten Natur.

 

Das wird auch einigen Politikern immer dann klar, wenn die jährliche Dienstreise

zur Tourismusmesse nach Berlin ansteht. Dort präsentieren sie stolz die Ferien-region Siegerland-Wittgenstein. Hierfür sind Ideen gefragt, aber keine Fern-strasse oder Umgehungsstrassenkette. Die Industrie kann sich natürlich gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit auch etwas wünschen, aber beim Wunsch nach der Route droht eher die Rute.

 

20. März 2016: Kommentar zum BVWP-Entwurf

Eine neue Strassentrasse durchs Ferndorftal nach Wittgenstein wird nicht in den vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplan (BVWP)aufgenommen. Da sind die Wirtschaftsvertreter und die Politik der Region aber stark beleidigt und kommentieren die Entscheidung als "schallende Ohrfeige". Eine schallende Ohrfeige? Wenn ein Wunsch nach Strassenbau nicht erfüllt wird, geht die heimische Wirtschaft und die freie Fahrt für freie Bürger unter? Gibt es ein Recht auf immer neue Strassen und dadurch immer mehr Automobilverkehr? Entschieden: Nein!

Wenn tatsächlich ein Industriebetrieb täglich 80 LKW durch die beschau-lichen Wittgensteiner Örtchen schickt, sollte man eher überlegen, wie dies vermieden werden kann. Die Eisenbahn ist geradezu prädestiniert, solche Warenmengen zu transportieren. Also sollte die Bahnstrecke ertüchtigt werden, wie dies ja auch für die Ruhr-Sieg-Strecke und die Siegtalbahn im BVWP vorgesehen ist. Die Zukunft liegt in der Verkehrs-vermeidung auf der Strasse und die Verlagerung der Gütertransporte auf die Bahn. Wittgenstein sollte das erkennen und alles daran setzen, mit dem Pfund zu wuchern, das die Region zukunftsfähig macht: die einmalige Natur ohne Fernstrassen.

Wittgenstein hat doch das warnende Beispiel direkt vor Augen: Das Siegerland ist inzwischen derart mit Strassen zubetoniert, daß man dem Verkehrslärm und den Abgasen nirgends mehr ausweichen kann. Den-noch wirbt Siegen um Touristen, aber wer will unter solchen Umständen schon Urlaub machen? Da kann man genauso gut zu Hause bleiben.

 

Ende 2016 wurde in letzter Minute die Strasse doch noch in den vor-dringlichen Bedarf des BVWP aufgenommen. Lesen Sie dazu die neue-sten Zuschriften prominenter Zeitgenossen unter ->

Fernstrasse Wittgenstein

Architektur-Denkmal bleibt erhalten?

Das Nordstern-Hochhaus am 4. Juni 2014 (Aufnahme: Dr. Richard Vogel, Berlin)
Das Nordstern-Hochhaus am 4. Juni 2014 (Aufnahme: Dr. Richard Vogel, Berlin)

Im Jahre 1961 wurde ein "Hochhaus" für eine Versicherungsgesellschaft in der Koblenzer Strasse in Siegen-Mitte errichtet. Später wurde das Gebäude von Be-hörden benutzt, bis Schimmelbefall nach einer Sanierungsmaßnahme festge-stellt wurde. Daraufhin zog die Behörde aus und das Hochhaus stand etliche Jahre leer.

 

Nachdem das Studentenwerk Wohnraum für Studenten der Universität Siegen suchte, wurden der Interessent mit dem Verkäufer, dem NRW Bau- und Liegen-schaftsbetrieb (BLB Soest), im August 2013 zu Gesprächen zusammengebracht mit dem Ziel, daß durch Nutzung als Studentenheim der dauerhafte Erhalt des Hochhauses gesichert werden könne. Dies erschien um so wünschenswerter, als Anfang 2014 das Hochhaus als architektonisches Denkmal staatlichen Schutz erhielt.

 

Leider erlahmte mit dem Denkmalschutz sofort das Interesse des Studenten-werks, welches nun den Abriss verlangte, um an gleicher Stelle einen Neubau mit 150 Wohnplätzen für Studenten zu errichten. Eine konzertierte Aktion verschiedener Mitglieder und Funktionsträger einer politischen Partei wirkte fortan in diese Richtung. Obwohl eben erst eine Ausschreibung von Landes-liegenschaften verbindlich vorgeschrieben worden war, wurde der BLB Soest vom zuständigen Landesminister angewiesen, das Hochhaus trotz sicheren Abrisses direkt an das Studentenwerk zu vergeben. Der Denkmalschutz würde dann umgehend zurückgenommen, die Stadt Siegen hatte ja auch schon in vorauseilendem Gehorsam den Abriss genehmigt. Das war der Gipfel der partei-lichen Interessenswahrnehmung, denn neben dem abrissfordernden Studenten-werk hatte sich ein Investor, ein Architekt und andere Menschen gefunden, die das Gebäude erhalten wollen und dafür auch konkrete Pläne haben. Das scheint jedoch keinerlei Eindruck auf die so finster entschlossene Partei zu machen, die sehr staatstragende Argumente anführt und unter anderem auf die hohen Sanierungskosten und auf die Wohnungsnot von Studenten in Siegen hinweist.

  • Die Kosten für Abriss und Sanierung sind nie seriös bestimmt und gegeneinander abgewägt worden. Daher ist jeder Behauptung zu mißtrauen, die einen Abriss und Neubau als wirtschaftlich darstellt. Grundsätzlich ist ein Erhalt von denkmalgeschützter Bausubstanz vorrangig, zumal diese einen Wert für die Stadt darstellt, der nicht mit Geld zu beziffern ist.
  • Die Wohnungsnot der Studenten gibt es nicht. Zu jedem Semester wurde Notstand ausgerufen, der aber regelmäßig nicht eintrat. Die jungen Leute suchen sich, sofern sie nicht täglich nach Hause pendeln, eine Wohnung oder "Bude" im Siegerland, wo es reichlich preiswerten Wohnraum gibt.

Die Neomanie der Siegerländer ist schon erstaunlich und sollte dringend hinter-fragt werden. Wenn die Akteure ein wenig ehrlicher miteinander umgehen, könnte am ehesten erreicht werden, was für die Stadt und ihre Bewohner das Beste ist. Sollten Studentenheime nicht sinnvollerweise in Uni-Nähe entstehen?

 

Trotz alledem hatte der BLB am 05. Februar 2015 schriftlich mitgeteilt, daß das Land NRW die Liegenschaft an das Studentenwerk Siegen zur Schaffung studentischen Wohnraums veräußern wird.

 

Überraschend meldete Ende Oktober 2015 die Landesregierung, daß die Liegen-schaft nicht an das Studentenwerk veräussert wird. Ein Investor hat verlauten lassen, das Haus erhalten und zu Wohnzwecken umbauen zu wollen.

 

Im Bieterverfahren mehrerer Interessenten haben zwei "Siegerländer Geschäfts-leute" den Zuschlag bekommen. Unter Berücksichtigung der Denkmalschutzbe-stimmungen sollen Wohnungen im Hochhaus entstehen. Die Stadt Siegen traut den Käufern wohl nicht recht und hat im April 2017 ein Vorkaufsrecht für den  Fall der Weiterveräusserung erwirkt.

 

Das Kreisjugendamt wollte 6 Etagen mieten, der Eigentümer hat im Februar 2019 jedoch das Anerbieten des Kreises abgelehnt... 

 

HINWEISE

 Fotos gesucht

Für diese Website werden noch historische Fotos und andere Materialien von der Eisenbahn im Siegerland und der Strassenbahn in Siegen gesucht !

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